… kreativ wie „Tube leer“? Herzlichen Glückwunsch!

2 August 2017  | Business Basics | 0 Kommentare

Gestern ist mein erstes „Profit First Sommercamp“ mit 30 großartigen Teilnehmern gestartet und als ich die ersten Lern- und Aufgaben-Impulse vorbereitet habe, ist mir wieder klar geworden, wie wichtig es ist, dass wir diese Prinzipien verstehen, die unser Verhalten steuern. Denn nur dann können wir sie zu unserem Vorteil einsetzen.

Eines dieser Prinzipien nennt man den Parkinson-Effekt. Keine Sorge, hier geht es nicht um die Krankheit. Aber es geht um etwas, das jeden von uns unmittelbar betrifft, nämlich darum, wie unser Gehirn mit Ressourcen umgeht. Entdeckt, beziehungsweise formuliert, hat dieses Prinzip Northcote C. Parkinson und was er sagt, erklärt so Einiges, wenn es darum geht, was bei uns Menschen und unseren Finanzen schiefläuft.

Die gute Nachricht: es liegt nicht an Dir!

Northcote C. Parkinson hat gesagt:

Der Bedarf an etwas passt sich immer den vorhandenen Ressourcen an.

Klingt erst mal harmlos, hat aber fatale Auswirkungen, wenn wir die verfügbaren Ressourcen dem Zufall überlassen.

Du kennst den Parkinson-Effekt aus Deinem Alltag: wenn Du eine Woche Zeit für ein Projekt hast, brauchst Du eine Woche. Hast Du nur drei Tage, schaffst Du es in drei Tagen.

Mit Geld ist das genauso. Musst Du mit 1.000 € auskommen, findest Du eine Lösung. Stehen Dir 10.000 € zur Verfügung, findest Du eine Verwendung.

Hast Du schon mal beobachtet, wie Du mit Deiner Zahnpasta umgehst? Als Profit First Professional lerne ich ja so einiges von meinen Kunden, zum Beispiel 1001 verschiedene Methoden, keine neue Tube anzubrechen 😀

Wenn wir morgens eine volle Zahnpasta-Tube im Bad vorfinden, drücken wir einen dicken Streifen von vorne bis hinten auf die Zahnbürste, und voilà, drei Minuten später fühlen wir uns frisch wie die Gänseblümchen. Spannend ist, was passiert, wenn die Zahnpasta-Tube so gut wie leer ist. Da hat dann jeder seine eigene Technik, wie er es fertigbringt, drei bis fünf zarte Borsten leicht mit Zahnpasta zu benetzen. Und wenn uns das gelingt – voilà, fühlen wir uns nach drei Minuten genauso frisch wie mit dem dicken Streifen.

Was nützt uns diese Information?

Die Quintessenz ist: wenn wir über geringe Ressourcen verfügen, sind wir um ein Vielfaches kreativer, als wenn wir aus den Vollen schöpfen. Da kramen wir unser gesamtes Potenzial an Unternehmergeist zusammen und machen, was wir am besten können: wir zaubern aus dem Nichts!

Die klassische Betriebswirtschaft berücksichtigt das leider überhaupt nicht. Sie lehrt uns, dass wir von unserem Umsatz als allererstes mal sämtliche anderen Anspruchsteller (Kosten) befriedigen, und zwar bevor wir uns selbst versorgen und unser Unternehmen mit Gewinn gesund erhalten. Rechnerisch ist das auch kein großes Ding, denn jeder kennt die Binsenweisheit: wenn Du weniger ausgibst, als Du einnimmst, wirst Du reich. Ha! Wenn’s nur gerade so einfach wäre.

Und die Patentlösung, die uns die Betriebswirtschaft anbietet – nämlich einfach mehr Umsatz zu machen – hilft uns dabei leider auch nicht. Denn damit allein vergrößern wir nur die Ressource, die dann von den Kosten aufgefressen werden kann – und erfahrungsgemäß auch wird. Wir schaffen damit einfach nur ein größeres Problem.

Wenn wir das jetzt mal mit dem Parkinson-Effekt abgleichen, bedeutet das, wir stellen unseren Kosten den gesamten Umsatz als Ressource zur Verfügung und hoffen, dass sie ihn nicht komplett auffressen. Schließlich haben wir ja noch im Hinterkopf, dass wir Steuern zahlen müssen, unsere Altersvorsorge bedienen und vielleicht noch ein paar offene Schubladen haben, die heute noch nicht dringend sind, aber mit Sicherheit auf uns zurollen. Und trotzdem geht es schief.

Unser Gehirn ist ein Wunderwerk, keine Frage. Aber die Erfahrung zeigt: große Mengen virtueller Zahlen über beachtliche Zeiträume im Auge zu behalten, ist offenbar nicht sein Aushängeschild. Wie sonst wäre es zu erklären, dass ca. 80% der kleinen Unternehmer unter dem Mindestlohn nach Hause gehen?

Aber wir sind doch homo sapiens! Können wir das nicht mit Willenskraft lösen?

Ein Hoch auf das Bewusstsein. Ebenso wie das Gehirn ist es ein faszinierendes Wunderwerk. Und natürlich können wir uns bewusst steuern, uns gute Gewohnheiten zulegen, uns zwingen, das zu tun, was „richtig“ ist. Genau wie wir gelernt haben, mit Messer und Gabel zu essen und regelmäßig zum Friseur zu gehen.

Das Problem mit Willenskraft ist, sie funktioniert wie ein Muskel. Du kannst sie trainieren und sie wird Dir gute Dienste leisten. Aber genau wie ein Muskel ermüdet sie im Dauergebrauch auch. Und Du brauchst Deine Willenskraft ja nicht nur für Deine Finanzen, sondern für eine ganze Menge andere Entscheidungen auch, die Du jeden Tag triffst: eine ungeliebte Aufgabe angehen, ein unangenehmes Gespräch führen, schwierige geschäftliche oder private Entscheidungen treffen, Dich gesund ernähren, Sport treiben, obwohl Du Dich eigentlich zu müde fühlst… all das zehrt von Deiner Willenskraft. Der Alltag eines Unternehmers ist ein Marathon. Und wenn dann auch noch Druck, Stress oder eine Bedrohung unseres Status Quo dazu kommen, dann… ja dann fallen diese erlernten und mit Willenskraft beibehaltenen Verhaltensweisen als erstes von uns ab und unser natürliches Verhalten bricht sich Bahn. Wenn’s ums Überleben geht, interessieren uns weder  unsere Tischmanieren, noch unsere Frisur.

Und täglich grüßt Dich Parkinson…

So gut wie alle Entscheidungen, die Du als Unternehmer triffst, haben finanzielle Konsequenzen. Wenn Dein Gehirn also in einer solchen Stress-Situation auf „Reptilien-Modus“ schaltet, ist für ausgefeilte Berechnungen und den Blick auf das Gesamtbild kein Raum. Unser Gehirn verlässt sich auf den Autopiloten und zieht die am leichtesten verfügbare Information als Entscheidungsgrundlage heran: Deinen Kontostand. Unsere Entscheidung hängt im Wesentlichen davon ab, was wir dort als letztes gesehen haben. Das nennt sich übrigens Rezenz-Effekt – also die Macht der zuletzt aufgenommenen Information – und verbündet sich, wenn wir nicht aufpassen, liebend gerne mit dem Parkinson-Effekt, der uns den gesamten vorhandenen Kontostand als verfügbare Ressource vorspiegelt… und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Denn wenn Du jetzt Geld ausgibst, das Du eigentlich zu einem späteren Zeitpunkt für Dich, Deine Altersvorsorge oder Deine Steuern brauchst, hast Du Dich gepflegt in die Nesseln gesetzt. Du weißt, wovon ich rede. Ist uns allen schon passiert.

Wie kommst Du aus der Nummer heraus?

Als Erstes hilft es schon mal, zu akzeptieren, dass wir eben nicht rational wie Spok, der Vulkanier, agieren, sondern eher emotional wie Kirk oder Pille. Die tollsten Vorsätze nützen nichts, denn egal wie logisch das „richtige“ Verhalten (vor allem im Rückspiegel) auch sein mag, für unseren Entscheidungsprozess als Menschen spielt das eine ziemlich untergeordnete Rolle.

Wenn Du das weißt, kannst Du Dir in Ruhe und bei gutem Gemütszustand überlegen, wie Du aus dieser Not eine Tugend machst und sowohl Parkinson- als auch Rezenz-Effekt zu Deinen Gunsten ausspielst.

Das ist gar nicht so schwierig, denn Du musst nur dafür sorgen, dass Dein Konto Dir nur das zeigt, was Du wirklich und wahrhaftig – und unter Berücksichtigung Deines Gehalts, Deines Gewinns und aller denkbaren verdeckten Anspruchsteller – zum Ausgeben zur Verfügung hast. Dann kannst Du ohne Aufwand von Willenskraft völlig intuitiv entscheiden und bringst Dich dennoch nicht in Schwierigkeiten 🙂

Bei Profit First geschieht das mit unterschiedlichen Konten. Jeder Euro, der in Dein Unternehmen hinein fliesst hat eine bestimmte Aufgabe, ob wir uns das nun bewusst machen, oder nicht. Da sind  Steuer-Euros, Miet-Euros, Gehalts-Euros, Renten-Euros, Material-Euros, Lebensmittel-Euros und ja, auch Gewinn-Euros! Aussehen tun sie alle gleich, deshalb erkennen wir sie nicht sofort und laufen Gefahr, sie zu verwechseln.

Wenn Du aber die wichtigsten Kategorien sofort aus dem Finanzkreislauf Deines Unternehmens heraustrennst, wie zum Beispiel den Gewinn, Deinen Lebensunterhalt und die Steuern, hältst Du die Zahnpasta-Tube bewusst leer und regst Dich selbst dazu an, Deine ureigenste unternehmerische Kreativität anzuzapfen, um aus dem, was da ist, etwas Großartiges zu zaubern.

Im Gegensatz zu Deiner Willenskraft ermüdet Deine Kreativität übrigens nicht, sondern lädt sich bei täglichem Gebrauch immer mehr auf. Kreativität zehrt Dich nicht aus, sondern sie erfüllt Dich! Charmant, nicht wahr?

Hier schließt sich der Kreis zu meiner Überschrift und dem Blogbild. Hältst Du bewusst Deine Ressourcen-Tube leer, bist Du auf dem besten Weg. Wenn Du nur eines mitnimmst aus diesem Artikel, dann nimm die Zügel wieder in die Hand. Prüfe, wo in Deinem Leben Du immer wieder darüber stolperst, dass Deine Willenskraft Dich im Stich lässt und schaffe Dir ein Umfeld, in dem Du nicht auf sie angewiesen bist.

Parkinsons Gesetz wirkt, ob wir wollen oder nicht. Die Entscheidung liegt bei Dir:

Möchtest Du weiter gegen Windmühlen kämpfen, oder gestaltest Du Dein Leben so, dass diese Mühlen Dir Rückenwind geben?

Wünschst Du Dir Hilfe dabei? Du weißt ja, wo Du mich findest 😉

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Habe ich etwas vergessen? Hast Du noch zusätzliche Gedanken und Ideen dazu? Dann schreibe sie mir (und den anderen Lesern) doch gerne unten in die Kommentare! Erfolg ist ein Gesellschaftsspiel 😉

Im nächsten Beitrag verrate ich Dir, warum die meisten von uns die falschen Prioritäten für ein erfolgreiches Unternehmerleben setzen.

Liebe Grüße und auf Deinen Erfolg!

Deine Benita

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Über die Autorin

Benita Königbauer

Ich bin Benita, Business Mentorin, Profit First Professionals-Ausbilderin, zertifizierte Fix-This-Next-Beraterin, Wirtschaftsmediatorin und Steuerberaterin aus München und ich finde: das Unternehmerleben darf auch leicht sein! Falls Du Dich also schon mal gefragt hast, warum manche Unternehmer offenbar einfach mühelos erfolgreich sind und andere scheinbar immer 'von-der-Hand-in-den-Mund" leben, weißt Du schon, wo ich mich am liebsten tummele 🙂

Außerdem bin ich Übersetzerin für "Bürokratisch - Deutsch", "Umständlich - Deutsch" und "Peinlich - Deutsch" im Bereich Finanzen und Erfolg. Ich schreibe und spreche also über Themen, um die wir gerne einen Bogen machen und deshalb dann eben oft auf der Stelle treten.

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